31. Mai 2023 | Namibias Wasserstoff-Großprojekt ist einen Schritt weiter: In Windhoek hat die Regierung eine Machbarkeits- und Umsetzungsvereinbarung (FIA) unterzeichnet, durch die das deutsch-britische Joint Venture Hyphen Hydrogen Energy mit Entwicklung, Bau und Betrieb des nach eigenen Angaben größten grünen Wasserstoffprojekts im südlichen Afrika beauftragt wird. Die namibische Regierung will dabei rund 10 Mrd. US-Dollar in den Bau eines Energieparks mit 7 GW Kapazität sowie einer 3-GW-Anlage für grünen Wasserstoff investieren. Die Investitionssumme entspricht annähernd dem gesamten BIP des Landes.
Das Feasibility and Implementation Agreement (FIA) regelt laut einer Pressemeldung von Hyphen die Entwicklung, Umsetzung und den Betrieb des Wasserstoffprojekts. Die Partnerschaft zwischen Hyphen und Namibia markiere Namibias Anspruch, ein “weltweit führendes” Zentrum für grünen Wasserstoff zu werden.
Im Rahmen des FIA ist Hyphen für die technische, finanzielle, ökologische, soziale und kommerzielle Umsetzung des Projekts verantwortlich. Währenddessen stelle die namibische Regierung das Bauland zur Verfügung. Zudem sichere sie das Projekt auf rechtlichem, steuerlichen und regulatorischen Wege.
Wasserstoff-Projekt mit deutscher Beteiligung
Hyphen betont vor allem den sozialen Aspekt der Kooperation: Nach der Bauphase sollen am Standort rund 3.000 Personen, davon 90 % namibische Bürger, beschäftigt sein. Das lässt sich Namibia etwas kosten: 9,8 Mrd. US-Dollar beträgt der Investitionsbedarf nach heutigem Stand. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 betrugt das Bruttoinlandsprodukt des Staates 12,31 Mrd. US-Dollar.
Marco Raffinetti, CEO von Hyphen Hydrogen Energy, kommentierte:
“Die heutige Unterzeichnung des FIA-Abkommens ist der Höhepunkt von 18 Monaten harter Arbeit der Regierung, ihrer Berater und des Hyphen-Teams. Ich bin überzeugt, dass das Ergebnis einen globalen Maßstab für die Entwicklung großer nachhaltiger grüner Wasserstoffprojekte setzen kann.”
350.000 t Wasserstoff an der namibischen Küste
Auf einem rund 4.000 km² großen Areal im Tsau Khaeb-Nationalpark in Südnamibia plant Hyphen den Bau eines Energieparks, der 350.000 t grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren kann. Dafür entstehen auf dem Gelände Produktionskapazitäten für erneuerbare Energien von 7 GW und ein Elektrolyseur von rund 3 GW. Für die Produktion des Wasserstoffs soll entsalztes Meerwasser aus dem Atlantik verwendet werden.
Geplant ist zudem der Bau eines Hafens, von dem aus der Wasserstoff in Form von Derivaten wie Ammoniak oder Methanol international exportiert werden soll.
Das Vorhaben wurde von der namibischen Regierung international ausgeschrieben. Gewinner war Anfang 2021 Hyphen, ein Joint Venture der deutschen Enertrag SE und der britischen Nichols Holdings Limited. Das Unternehmen soll das Gelände für mindestens 40 Jahre nutzen dürfen.
FIA in fünf Phasen
Das FIA gliedert die Projektumsetzung in 5 Phasen:
- In der Vorbereitungsphase von bis zu sechs Monaten Laufzeit sollen alle “aufschiebenden Bedingungen” des FIA-Abkommens erfüllt werden. Zudem könne die namibische Regierung eine Beteiligung von bis zu 24 % an dem Projekt erwerben.
- In einer zweijährigen Machbarkeitsphase soll Hyphen die Machbarkeit des Projekts prüfen und einen Bericht erstellen.
- Daraufhin will die namibische Regierung in einer Validierungsphase binnen 120 Tagen den endgültigen Projektentwurf prüfen und ggf. validieren.
- Erst danach werde Hyphen in der Finanzierungs- und Bauphase die Finanzierung für das Projekt organisieren und den Bau durchführen.
- In der abschließenden Betriebsphase ist Hyphen dann für Betrieb, Wartung und eventuelle Stilllegung des Projekts am Ende der Laufzeit verantwortlich.
Für Dr. Gunar Hering, den Vorstandsvorsitzenden der Enertrag SE, ist der im FIA festgelegte Weg “ein Katalysator für internationale Investitionen” in Namibia:
“Hyphen ist mehr als nur ein Unternehmen. Wir legen die Grundlage für eine gerechte Energiewende in Namibia und dienen als Blaupause für andere Länder des globalen Südens.”
Weitere Informationen über die FIA und das Projekt finden Sie hier.

Rendering eines Ausschnitts der geplanten Anlage (Quelle: Hyphen)