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Linde MH produziert grünen Wasserstoff für Werksflotte

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Autor: Magnus Schwarz

Linde Material Handling produziert seit kurzem am Standort Aschaffenburg grünen Wasserstoff und versorgt damit 21 Brennstoffzellenstapler der Werksflotte
Linde Materials Handling
Linde Materials Handling

30. Mai 2023 | Mit einer eigenen Infrastruktur produziert Linde Material Handling (MH) am Standort Aschaffenburg grünen Wasserstoff und versorgt damit 21 Brennstoffzellenstapler der Werksflotte. Anlage und Fahrzeuge wurden jüngst feierlich in Betrieb genommen. Mit der Infrastruktur will Linde MH Erfahrungen mit Wasserstoff im Arbeitsalltag sammeln und interessierten Unternehmen ein Anschauungsbeispiel bieten.

Die Investition wird durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert, durch die NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt. Nach Angaben von Linde MH ist das Ziel, Erfahrungen für den Einsatz von Wasserstoff bei Kunden zu sammeln. Projektplanung und -umsetzung haben insgesamt rund drei Jahre in Anspruch genommen.

Rund 2,8 Mio. € hat Linde in das Projekt investiert. Die H2-Produktionsanlage entstand innerhalb von elf Monaten auf einer 280 m² großen Bestandsfläche innerhalb des Fertigungs- und Montagewerks. Rund 50 Subunternehmen seien unter dem Generalunternehmer Covalion und der Bauabteilung von Linde MH an der Errichtung der Infrastruktur beteiligt gewesen.

„Mit der Inbetriebnahme von Anlage und Staplern werden wir selbst zum Wasserstoffproduzenten und -anwender und bauen damit unser technologisches Know-how weiter aus. Davon profitieren auch unsere Kunden.

 

Denn die Erfahrungen, die wir bei Planung, Errichtung und Betrieb der Anlage sowie dem Einsatz der Brennstoffzellenstapler machen, geben wir bei zukünftigen Materialflussprojekten an diese weiter“, erklärte Stefan Prokosch, Senior Vice President Brand Management Linde Material Handling, anlässlich der Eröffnungsfeier der Infrastruktur am 11. Mai.

50 kg Wasserstoff entstehen vor Ort

Die Anlagenteile verteilen sich auf mehrere Module. Herzstück ist ein PEM-Elektrolyseur, der auf eine Produktionsmenge von 50 kg Wasserstoff pro Tag eingestellt ist. In einem weiteren Container wird der Wasserstoff stufenweise auf 450 bar komprimiert und gelangt anschließend über Rohrleitungen und Ventile in die Hochdruckspeicher.

Ein softwaregesteuertes Ventilsystem regelt die Zuleitung zum Dispenser, der Zapfsäule. Hier schließen die Mitarbeiter die Fahrzeuge mit wenigen Handgriffen an. Innerhalb kurzer Zeit ist der Tankvorgang abgeschlossen. Der Hochdruckspeicher ist so ausgelegt, dass er bei 450 bar bis zu 120 kg Wasserstoff speichern kann, um Abnahmespitzen durch vermehrtes Tanken zum Schichtwechsel abzudecken.

Brennstoffzellen ersetzen Verbrennungsmotoren

Die insgesamt 21 Elektro-Stapler mit Brennstoffzellenhybridsystem, davon zwölf Linde E50 mit fünf t Tragfähigkeit sowie neun Linde E35 mit 3,5 t Tragfähigkeit, ersetzen bisher eingesetzte Modelle mit Verbrennungsmotor.

Als Teil der Werksflotte übernehmen sie unter anderem das Be- und Entladen von Lkw und die Versorgung der Montagebänder mit großen und schweren Komponenten wie Gegengewichten, vormontierten Rahmen oder Fahrerkabinen.

„Die Fahrzeuge stoßen im Betrieb keine Emissionen aus“, hob Prokosch hervor.

Wasserstoffinfrastruktur auf dem Werksgelände (Quelle: Linde Material Handling)

Grüner Wasserstoff in der Intralogistik

Erzeugung und Nutzung des Wasserstoffs erfolgt unmittelbar dort, wo Intralogistik im Betrieb stattfindet. Neben der potenziellen Klimaneutralität und der Nutzung als Energiespeicher sei vor allem das schnelle Betanken der Flurförderzeuge ein großer Vorteil.

„Eine dreiminütige Betankungszeit entspricht einer vergleichbaren Ladeleistung von ca. 480 kW“, so Prokosch.

 

„Wir wollen die gesamte Bandbreite an Energieversorgungslösungen im Portfolio haben, um unseren Kunden die für sie beste Lösung anzubieten. Mit dieser Strategie bleiben wir zudem flexibel und sind offen für unterschiedliche Entwicklungen. Denn: Keiner weiß heute so genau, wohin die Reise am Ende tatsächlich geht.“

Wasserstofftechnik von Linde MH

Bereits im Jahr 2000 entwickelte Linde MH nach eigenen Angaben den ersten Staplerprototyp mit Brennstoffzellenantrieb. Seit 2010 sind die Brennstoffzellenstapler in die Serienproduktion integriert. Seitdem können 80 % der Baureihen, darunter Gegengewichtstapler, Schlepper und Hochhubwagen, als „kundenspezifische Lösung“ mit H2-Antrieb bestellt werden. Diese seien vor allem dann wirtschaftlich, wenn vor Ort eine Wasserstoffinfrastruktur vorhanden sei oder hochreiner Wasserstoff als Abfallprodukt im betrieblichen Prozess anfalle.

Parallel zum Bau der Wasserstoffinfrastruktur in Aschaffenburg werde die Entwicklung eigener Brennstoffzellensystemen im Mutterkonzern, der KION GROUP AG, vorangetrieben. Für die Entwicklung eines 48-Volt-Brennstoffzellensystems liege bereits ein genehmigter Förderbescheid vor.

„Indem wir die Entwicklung von Brennstoffzellensystemen und Lithium-Ionen-Batterien ins Haus geholt haben, bietet sich zukünftig auch die Chance, eigene, vollintegrierte Brennstoffzellenhybridsysteme zu konzipieren, die genau auf die Anforderungen von Flurförderzeugen zugeschnitten sind“, sagte Prokosch.

Komponenten der H2-Infrastruktur am Standort Aschaffenburg (Quelle: Linde Material Handling)

(Quelle: Linde Materials Handling/2023)

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