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EWE plant Wasserstofferzeugung im Kraftwerksmaßsstab in Ostfriesland

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Autor: Magnus Schwarz

02. November 2022 | EWE will bei der Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien Fakten schaffen: Im ostfriesischen Emden soll bis Ende des Jahres 2026 eine 320-Megawatt-Elektrolyseanlage entstehen.

Das verkündete EWE-Chef Stefan Dohler heute in Emden auf einer regionalen Pressekonferenz, gemeinsam mit Geert Tjarks, Leiter Geschäftsfeldentwicklung Wasserstoff bei EWE.

Mit dem Bau der Anlage will der Energiedienstleister erstmalig ein Projekt im marktrelevanten Maßstab für eine künftige Wasserstoffwertschöpfungskette realisieren. Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft ist Dohler zufolge ein zwingend notwendiger Schritt hin zu einem nachhaltigen und klimaschonenden Energiesystem.

„Ohne Wasserstoff wird die Energiewende nicht gelingen. Durch die Umwandlung der fluktuierenden erneuerbaren Energien in Wasserstoff schaffen wir die Möglichkeit, grüne Energie bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen. Wasserstoff ist damit eine unverzichtbare Komponente, um gesteckte Klimaziele zu erreichen und um die drei Sektoren Strom, Mobilität und Industrie zu koppeln“, erklärte der EWE-Chef.

Der Bau der Wasserstofferzeugungsanlage im Kraftwerksmaßstab könnte bereits 2023 beginnen und grüner Wasserstoff ab 2026 erzeugt werden. Abhängig ist die Realisierung des Projektes von der Fördergenehmigung durch die Europäische Kommission. Die großtechnische Wasserstofferzeugung ist Teil des verbindenden Großprojektes „Clean Hydrogen Coastline“.

Dieses bringt Erzeugung, Transport, Speicherung und Nutzung von grünem Wasserstoff in Industrie und im Schwerlastverkehr zusammen und setzt damit die politischen Forderungen um. Mit dem Großprojekt hatte sich EWE im Februar 2021 im Rahmen des europäischen IPCEI-Programms für eine Förderung beworben und im Mai 2021 die zweite Stufe des Verfahrens erreicht.

Aktuell wird die Förderung auf europäischer Ebene geprüft.

Investitionen in grüne Zukunft

Für das Elektrolyse-Projekt plant EWE nach aktuellem Stand mit Investitionen in Höhe von einer knappen halben Milliarde Euro.

EWE-Chef Stefan Dohler:

„Ein solches Mammutprojekt können wir nicht allein umsetzen. Mit der Bundes- und Landesförderung sowie der beihilferechtlichen EU-Genehmigung würde der Rahmen stehen und die weiteren Planungen und Untersuchungen könnten beginnen. Wir stehen in den Startlöchern und sind guter Hoffnung, dass alle vier Teile unseres Clean Hydrogen Coastline-Projektes überzeugen. Schließlich verbindet es alle Elemente einer Wasserstoffwirtschaft – von der Erzeugung bis zur Nutzung – miteinander und der optimale Rahmen dafür im Nordwesten ist bereits vorhanden.

 

Die Lage an der Küste mit den Seehäfen, ein gut ausgebautes Gasnetz, große Kavernenspeicher und die enormen Potenziale an erneuerbaren Energien prädestinieren unsere Heimatregion als Erzeugungszentrum, Import-Hub und Drehscheibe der deutschen und europäischen Wasserstoffwirtschaft. Und damit würden wir unseren Teil zu einer auch zukünftig sicheren, auf Erneuerbaren aufbauenden Energieversorgung beitragen sowie zu einer größeren Unabhängigkeit Deutschlands.

 

Sie ist zudem ein zwingend notwendiger Schritt für das Gelingen einer klimaneutralen Energiezukunft, denn diese steht im Fokus unseres Handelns.“

Elektrolyse im Kraftwerksmaßstab am Standort Emden

Als Standort für den Bau der Wasserstofferzeugungsanlage hat der Energiedienstleister EWE ein Grundstück im Borssumer Hammrich gewählt, in unmittelbarer Nähe zu wichtigen Stromleitungen und zum Umspannwerk vom Übertragungsnetzbetreiber TenneT.

Umfangreiche Standortanalysen haben gezeigt, dass Emden aktuell einer der besten Standorte ist, um eine erneuerbare Wasserstofferzeugung optimal in das vorhandene Energiesystem zu integrieren. EWE kann hier auf die bestehende Infrastruktur aufbauen und diese für den Transport und die Speicherung von grüner Energie nutzen.

Zum Projekt sagt Tim Kruithoff, Oberbürgermeister der Stadt Emden:

„Unsere Seehafenstadt entwickelt sich immer weiter zur Energiedrehscheibe Deutschlands und bietet so ideale Voraussetzungen für die Ansiedlung von grüner Wasserstofftechnologie. Das aktuelle Projekt ist ein herausragender erster Baustein für die regionale Wertschöpfung, der es ermöglicht, aus Ostfriesland heraus künftig für Industriestandorte in ganz Deutschland Wasserstoff bereitzustellen.

 

Dies ist aber auch ein großer Schritt, um uns als klimaneutralen Wirtschaftsstandort noch attraktiver für Industrieansiedlungen zu machen.“

H2Ostfriesland

Für Olaf Meinen, Landrat des Landkreises Aurich ist das Großprojekt „der Startschuss für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Ostfriesland“.

„Unsere Küstenregion bietet durch hohe Stromerzeugungskapazitäten an Land und auf See, unterirdische Speicher und ein gutes, international angebundenes Leitungsnetz optimale Voraussetzungen für den Energieträger der Zukunft.

 

Die ostfriesischen Landkreise Aurich, Leer, Wittmund und die kreisfreie Stadt Emden, die ihre Wasserstoffaktivitäten in ,H2Ostfriesland´ gebündelt haben, verfolgen gemeinsam das Ziel, Ostfriesland zu einer der wichtigsten Regionen für Wasserstoff in Deutschland zu entwickeln. Die aktuelle Investitionsentscheidung leistet hierfür einen hervorragenden Beitrag“, so Meinen.

EWE nutzt den Prozess, um grünen Wasserstoff systemdienlich aus Wind- oder Sonnenenergie zu erzeugen und diesen unter anderem in der Industrie und im Schwerlastverkehr einzusetzen.

Zudem kann Wasserstoff über die vorhandene Gasinfrastruktur zu den großen Kavernenspeichern transportiert und dort gespeichert werden. Den Nachweis, dass eine Speicherung des grünen Wasserstoffs möglich ist, erbringt das Unternehmen gerade in einem Pilotprojekt im brandenburgischen Rüdersdorf.

Die Wasserstofferzeugungsanlage in Emden soll ab 2026 jährlich über eine Terawattstunde grünen Wasserstoff herstellen. Geert Tjarks ordnet ein:

„Diese Menge an grüner Energie spart etwa 400.000 Tonnen Kohle in der Stahlindustrie und damit eine Million Tonnen CO2. Für das Klima wäre das ein absolutes Plus. Zudem müssten Windparks bei zu viel Wind weniger abgeschaltet werden und die nutzbare Energie könnte bedarfsgerecht eingesetzt werden.

 

Hinzu kommen erhebliche CO2-Einsparungen im Vergleich zur Wasserstofferzeugung aus fossilen Energieträgern.“

Gleichzeitig ermögliche die Wasserstoffproduktion zusätzliche Wertschöpfung in der Region.

Win-win Situation für Energiezukunft und Umwelt

Vorbehaltlich einer Fördergenehmigung baut EWE den Elektrolyseur in Emden im Einklang mit der Natur. Das für die Wasserstoff-Produktion benötige Wasser ist überwiegend Oberflächenwasser, kein Trinkwasser. Hinzu kommen entsprechende Ausgleichsmaßnahmen für den Bau der Anlagen auf einem sechs Hektar großen Grundstück. Anderenorts setzt EWE dafür Umweltschutzmaßnahmen um.

Geert Tjarks:

„Und nebenbei entstehen bei der Wasserstoffproduktion jährlich mehr als 200.000 Tonnen Sauerstoff, die wir der Umgebung zuführen werden. Das ist eine Menge, die 14.000 Hektar Laubwald in der gleichen Zeit freisetzt. Mit dem Bau unserer 320-Megawatt Wasserstofferzeugungs-anlage in Emden schaffen wir so eine Win-Win-Situation – für die Energiezukunft, für die Region und für die Umwelt.“

 

(EWE/2022)

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