18. November 2022 | Die neuen Anlagen im EnBW-Heizkraftwerk Stuttgart-Münster werden von Anfang an H2-ready für bis zu 100 Prozent Wasserstoff – Siemens Energy liefert modernste Turbinentechnik.
EnBW und Siemens Energy arbeiten daran, künftig grünen Wasserstoff als klimafreundlichen Brennstoff in Kraftwerken einzusetzen. Ein wichtiges Pilotprojekt ist dabei das EnBW-Heizkraftwerk in Stuttgart-Münster, wo in rund drei Jahren zunächst Erdgas an die Stelle von Kohle treten soll. Alle Anlagen werden von Anfang an so gebaut, dass das Erdgas möglichst rasch und vollständig durch Wasserstoff ersetzbar ist.
Herzstück sind dabei zwei hochmoderne Gasturbinen vom Typ SGT-800 von Siemens Energy. Die Vereinbarung über das Gesamtpaket wurde am 17. November in Stuttgart besiegelt. Damit nimmt das Projekt in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg eine bundesweite Vorreiterrolle ein.
„Der ‚Fuel Switch‘ von Kohle zu Gas in Münster ist ein wichtiger Baustein, damit wir in den kommenden Jahren weiterhin genügend steuerbare Leistung zur Stromerzeugung zur Verfügung haben“, unterstrich EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos.
„Nur so können wir den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien flankieren. Die heutige Vereinbarung zeigt, dass wir es ernst meinen mit dem nächsten Schritt: Gas als fossiler Brennstoff wird mittelfristig ersetzt durch Wasserstoff. Dafür stellen wir heute schon die Weichen. So tragen wir zu unserem Ziel bei, als Unternehmen zunächst unsere CO₂-Emissionen deutlich zu reduzieren und in 2035 klimaneutral zu werden.“
Tim Holt, Mitglied des Vorstands der Siemens Energy AG:
„Wasserstoffbefeuerte Gaskraftwerke können eine wichtige Rolle im Energiemix der Zukunft spielen. Wasserstoff ermöglicht es, mit Hilfe von Wind- oder Solarparks erzeugte Energie zu speichern, zu transportieren und später wieder in Strom umzuwandeln und dort zum Einsatz zu bringen, wo er gebraucht wird.
Mit unseren H2-fähigen Turbinen geben wir unseren Kunden größtmögliche Flexibilität bei der Wahl des Brennstoffes und zugleich die notwendige Investitionssicherheit.“
Umstellung auf Wasserstoff soll möglichst rasch erfolgen
Die beiden neuen Turbinen verfügen über jeweils 62 MW elektrische Leistung und eine nachgeschaltete Abwärmenutzung. Sie ersetzen die drei bisherigen Kohlekessel am Standort.
Die Projektteams beider Unternehmen berücksichtigen bei der Planung die Wasserstoff-Perspektive über die eigentlichen Gasturbinen hinaus: „Auch Rohrleitungen, Leit- oder Kesseltechnik müssen möglichst rasch und einfach umgestellt werden können, wenn dann grüner Wasserstoff zur Verfügung steht“, unterstrich EnBW-Ingenieurin Diana van den Bergh.
Damit rechnet EnBW in 10 bis 12 Jahren. Siemens Energy sagt in den Verträgen zu, dass die neuen Turbinen bereits ab ihrer Auslieferung im Jahr 2024 bis zu 75 Prozent Wasserstoff-Beimischung verarbeiten können und das Gesamtpaket für 100 Prozent Wasserstoff vorgesehen ist.
EnBW-Vorstand Georg Stamatelopoulos erklärt:
„Wann grüner Wasserstoff tatsächlich in ausreichendem Umfang und zu bezahlbaren Preisen zur Verfügung steht, kann man heute nicht verlässlich prognostizieren. Aber wenn es so weit ist, soll die Technik bereitstehen – wir lassen es nicht auf eine Henne-Ei-Problematik ankommen. Das ist im Übrigen das Ziel bei allen unseren Fuel-Switch-Projekten.“
Die Pläne für das Gesamtprojekt in Münster liegen derzeit im Plan: Der Bau eines neuen Werkstattgebäudes schreitet voran und schafft Platz für das eigentliche Baufeld. Wenn alle Genehmigungen vorliegen, möchten die Projektpartner mit den Arbeiten an den neuen Anlagen im ersten Quartal 2023 beginnen.
Wichtigster Energieträger in Münster ist und bleibt Restmüll. Rund 450.000 Tonnen verwertet man hier jährlich und wandelt sie in Strom und Wärme um. Zusammen mit den neuen Gasturbinen wird der Standort auch weiterhin das Rückgrat der Strom- und Fernwärmeversorgung im Mittleren Neckarraum bilden – gemeinsam mit den Kraftwerken in Stuttgart-Gaisburg und Altbach/Deizisau.
Nach dem Fuel Switch in Münster und beim Schwesterprojekt in Altbach wird es ab 2025/26 laut EnBW in der Region Stuttgart keine Energieerzeugung aus Kohle mehr geben.

Fotomontage: So wird das Kraftwerksgelände nach dem Neubau (vorn links im Bild) aussehen (Quelle: EnBW)
(EnBW/2022)